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Dank und gleichzeitig ein Appell der deutschen Bäuerinnen und Bauern

Dezember 2020

Liebe Mitmenschen, liebe Kundinnen und Kunden,

mit diesem Schreiben möchten wir Bäuerinnen und Bauern uns zum Ende des Jahres ganz herzlich bei Ihnen bedanken!

Durch Ihre bewusste Kaufentscheidung für regionale Lebensmittel haben Sie Ihre große Wertschätzung für unsere Erzeugnisse zum Ausdruck gebracht. Gerade die Zeil der Corona-

Beschränkungen scheint unser Bewusstsein für die Bedeutung für die Versorgung mit guten und gesunden Lebensmitteln aus dem eigenen Land gestärkt zu haben.

Und doch ist die Versorgung mit heimischem Obst und Gemüse, mit Milch, Fleisch und Getreide in diesen Tagen sehr gefährdet! Die wirtschaftliche Situation hat sich in den letzten Jahren und auch ganz aktuell für die Bauernhöfe in Deutschland dramatisch verschlechtert.

Täglich müssen Betriebe aufgeben und ihre Hoftore für immer schließen.

Mit grünen Kreuzen auf den Feldern und mit Traktordemos in ganz Deutschland haben wir Bäuerinnen und Bauern versucht, auf diese Situation aufmerksam zu machen.

 

Aber was läuft denn eigentlich so verkehrt? Und sind denn nicht

die Regale in den Supermärkten immer gut gefüllt?
Müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher wirklich um ihre Versorgung bangen?

Lassen Sie uns ein paar Punkte dazu aufzählen:

·                   Die Konzentration des Lebensmittelhandels auf die großen Lebensmittelkonzerne hat zu einer Schieflage

im Kräfteverhältnis zwischen Handel und Erzeugern geführt. Die Landwirte werden an der Wertschöpfung immer weniger beteiligt und müssen mit extrem niedrigen (Weltmarkt)-Preisen unterhalb der Produktionskosten konkurrieren.

·            Gleichzeitig haben sich nicht nur die Produktionskosten    für die landwirtschaftlichen Betriebe erhöht, sondern auch die Anforderungen der Gesellschaft in Bezug auf Tierwohl und Umweltverträglichkeit. Die damit verbundenen zusätzlichen Leistungen der Bäuerinnen und Bauern werden entweder nicht ausreichend oder überhaupt nicht vergütet.

·        Auf Bundes- und Landesebene schränken Gesetze und Verordnungen die Produktion immer stärker ein. Die Erzeuger haben dadurch erhebliche Nachteile, während nennenswerte Vorteile für Umwelt oder Verbraucher nicht erkennbar sind.

·        Die EU-Agrarförderung begünstigt über die Flächen-prämien weiterhin Großbetriebe und wirkt als Beschleuniger für diesen Strukturwandel. Immer mehr landwirtschaftliche Produktionsflächen gelangen in die Hand von Kapitalgesellschaften oder fallen dem Flächenverbrauch zum Opfer.

·        Die ,,Farm to Fork" Strategie im Rahmen des Green Deals der EU sieht vor, die Produktivität der Landwirtschaft deutlich zu verringern. Dies führt jedoch nicht automatisch zu mehr Natur- und Umweltschutz. Hinzu kommt, dass dann vermutlich mehr und mehr Lebens-mittel aus Drittländern importiert werden müssen, die unter niedrigeren Umweltstandards produziert werden. So verlagert die EU ihre Umweltprobleme auf Länder außerhalb der EU-Grenzen.

Auf politische Entscheidungen kann der Bauernstand in

Deutschland immer weniger Einfluss nehmen, denn

die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten liegt

nur noch bei ca. 1,5%, Tendenz sinkend.

Deshalb ist es für uns so wichtig, Sie als Fürsprecher zu gewinnen! Machen wir uns alle bewusst, dass wir die Zukunftsfähigkeit aller unserer Bauernhöfe in Deutschland und Europa wiederherstellen und mit verlässlichen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab-sichern müssen! Wir Bäuerinnen und Bauern, egal welcher Wirtschaftsweise, sind bereit, mit dem Naturschutz und auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnis neue Wege zu gehen. An vielen Stellen tun wir dies bereits mit großem persönlichem Einsatz. Doch unter den aktuell herrschenden und für die Zukunft geplanten Regelungen sind unsere Höfe in ihrer Existenz bedroht. Die daraus resultierenden negativen Folgen für die regionale Versorgung, die Kultur- landschaft und die ,,Bodenhaftung" unserer Gesellschaft sind absehbar, den meisten aber noch viel zu wenig bewusst.

Wir appellieren deshalb an Sie:

 

Diskutieren Sie dieses Thema in Ihrem Familien- und Bekanntenkreis und machen Sie auf die Zusammenhänge und Vorgänge aufmerksam. Sie tun es nicht nur für den

landwirtschaftlichen Betrieb in Ihrer Nähe, sondern auch für sich und alle Mitmenschen, die sich auch in Zukunft mit gesunden Produkten aus ihrem eigenen Land ernähren möchten!

Nur gemeinsam mit Ihnen, mit allen Bürgerinnen und Bürgern in unserem Land können wir den Erhalt der bäuerlichen Betriebe und damit unserer gemeinsamen Lebensgrundlage erreichen.

Tragen Sie die Botschaft weiter und lassen Sie diesen Brief auf diese Weise zu einer gemeinsamen Weihnachts- botschaft an die Mitbürgerinnen und Mitbürger in Politik und Gesellschaft werden.

Wir wünschen uns eine breite gesellschaftliche Debatte! Beleuchten wir die Dinge bewusst mit dem Licht der Erkenntnis, der gegenseitigen Wertschätzung und Solidarität. Tragen wir diese Gedanken hinaus, Stadt und Land, Hand in Hand!


Wir alle sind jederzeit offen für ein Gespräch und gerne mit Ihnen auf diesem Weg unterwegs in eine bessere und gesicherte Zukunft für uns alle!

 

Wir wünschen Ihnen von Herzen eine frohe Weihnachtszeit und Glück und Gesundheit fürs neue Jahr!

 

Ihre Bäuerinnen und Bauern in Deutschland