Nachrichten

Fracking

Am 25. November 2013 fand eine Veranstaltung zum Thema „Fracking“ statt. Die Freien Wähler Weingarten hatten zu dieser Veranstaltung den Referenten Dipl.-Ing. Matthias Böhringer eingeladen. In seinem Vortrag gab Herr Böhringer zunächst einen Überblick über die Methode des „Hydrolic Fraktioning“ zu Deutsch „Hydraulisches Aufbrechen“ kurz „Fracking“ genannt.

Durch diese Methode wurde es möglich, Gas- und Ölvorkommen auf unkonventionelle Weise zu fördern, die in Gesteinsschichten gebunden sind. Ein Gemisch aus ca. 94,5 %Wasser, 5 % Sand und 0,5 % chemischen Zusätzen, werden unter hohem Druck in die Gesteinsschichten gepresst. Dadurch wird das Gestein aufgebrochen und es entstehen tiefe Fracks (Brüche). Um diese Risse so weit offen zu halten, dass das Gas bzw. das Erdöl an die Erdoberfläche gelangen kann, werden sie mit Sand, der dem Bohrgemisch beigefügt ist, gefüllt.

Besorgte Bürgerinnen und Bürger fürchten wegen des Chemikalieneinsatzes eine Verunreinigung des Grundwassers. Zu den gängigsten Chemikalien, die bei dieser Bohrmethode in das Erdreich gelangen, handelt es sich um Kaliumchlorid, Isopropanol, Zitronensäure, Boratsalze, Dimethylformamid, und Glutardialdehyd. Besonders alarmierend ist, dass im Trinkwasser von Bohrstellen nahen Brunnen Quecksilber nachgewiesen wurde.

Neben diesen chemischen Zusätzen ist der immense Wasserbedarf, der beim Fracking benötigt wird, ein kritischer Punkt. So wird in den USA je Gasquelle zwischen 8 und 19 Millionen Liter Wasser benötigt, bei etwa 50000 Quellen, die jährlich in den USA gebohrt werden, liegt der Wasserbedarf somit bei bis zu 530 Mrd. l Wasser. Hinzu kommt, dass je nach Gebiet ein Großteil der Flüssigkeit in den Spalten und Rissen im Gestein zurückbleibt, und nur teilweise wieder an die Oberfläche gepumpt wird. Das verunreinigte Wasser wird in Abwasserschächten entsorgt, zu Kläranlagentransportiert oder wenn möglich, wiederverwendet.

Im Vortrag wurde weiter auf die bereits bestehenden Umwelteinflüsseeingegangen, dazu wurdeneinige Bilder gezeigt wie sich Landschaften verändern,wenn in diesen die Fracking- Fördermethode eingesetzt wird. Es wurde außerdem auf den großenFlächenbedarf hingewiesen. Pro Bohrloch wird eine Fläche von einem Hektar benötigt. Diese Fläche wird versiegelt und dort lagern dann auch die notwendigen Chemikalien, der Sand und das technische Equipment, welches für die Fracking- Technologie gebraucht werden. Um das Gas nach der Förderung abtransportieren zu können,ist es notwendig entsprechende Zugangsstraßen für Tanklastzüge und Pipelines zu bauen.

In einem weiteren Punkt ging der Referent auf die rechtliche Situation in Deutschland ein. Aufgeschreckt durch die negativen Auswirkungen und die hohen Gefahrenpotentiale durch diese Technologie hat die Landesregierung in NRW vor 2 Jahren ein Moratorium erlassen, welches eine Förderung von Gas nach dieser Methode untersagt. Z. Zt. werden Probebohrungen in Baden- Württemberg, vor allem aber inNiedersachsen durchgeführt. In BW erfolgen diese Probebohrungen vornehmlich im Bodenseegebiet durch amerikanische Firmen. In Niedersachsen durch die internationalen Ölkonzerne wie Exxon und Mobile. Durch die z. Zt. noch sehr geringen Erfahrungen über mögliche Langzeitschäden wird es notwendig werden, hier entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, sollte diese Technologie in Deutschland eingesetzt werden. Das Bergbau- Gesetz greift nach Aussage des Referenten hierbei momentan nicht weit genug, um Gefahren von der Bevölkerung abzuhalten.

Die überwiegende Anzahl der Zuhörer war der Meinung, dass man sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Technologie stellen muss, die, so scheint es heute, mehr Gefahren als Nutzen bringt . Die Anwesenden dankten abschließend Herrn Böhringer für diese Erstinformation, da sich viele bis zu diesem Zeitpunkt sehr wenig mit dieser Thematik auseinandersetzen konnten.

Von Seiten offizieller Stellen inDeutschland gibt es keine Untersuchung, die die zweifelsfrei mit dieser Technologie einhergehenden Gefahren beleuchtet und benennt.

Die Teilnehmer waren sich überwiegend darin einig, dass Technologien, die solch hohe Risiken während der Dauer und nach Abschluss der Arbeitenin sich bergen, nicht zum Einsatz kommen können. Wirtschaftliche Interessen einzelner können nicht zu Lasten der Gemeinschaft hingenommen werden.

Die Freien Wähler werden auch im kommenden Jahr Themengleicher Art aufgreifen um die Bürgerinnen und Bürger über Themen zu informieren, die in anderen Medien nicht oder nur unzureichend behandelt werden.