Nachrichten
Freie-Wähler-Veranstaltung am 25. Januar 2013 zur Gemeinschaftsschule
Freie Wähler üben Kritik an der Gemeinschaftsschule
Am Freitagabend hat die Weingartener Ortsgruppe der Freien Wähler unter ihrem Vorsitzenden Heinz Schammert zu einer kritischen Betrachtung der Gemeinschaftsschule eingeladen. Unter dem Titel „Etikettenschwindel Gemeinschaftsschule“ waren zwei Referenten eingeladen, die aus ihrer über 20jährigen Lehramtserfahrung sprachen. Ewald Wetekamp, Realschullehrer in Stockach, und Karl-Jürgen Müller, Berufsschullehrer in Konstanz, sind Gründungsmitglieder des „Arbeitskreises Schule und Bildung Baden-Württemberg“, den sie als „eine Art Bürgerinitiative“ vorstellten. Der Tenor der beiden Lehrer war, „das pädagogische Konzept der Gemeinschaftsschule wird die Probleme im Bildungsbereich verschärfen“. Das Konzept, dass der Schüler in heterogener Gemeinschaft, nicht mehr im Klassenverband sondern in einer Lerngruppe, nach eigenem Tempo lernen solle, seine Aufgaben anhand des Kompetenzrasters aus Arbeitsblättern und Computerprogrammen beziehe, sei erstens ein ideologiebehaftetes Überbleibsel aus der antiautoritären Erziehung und zweitens in der Praxis nicht umsetzbar. Dass der Lehrer nicht mehr strukturiert unterrichte, sondern als „Lernbegleiter“ nur noch zu Anfang einen Impuls gebe und danach lediglich für Fragen zur Verfügung stehe, sei unrealistisch. Die Schüler seien mit dieser Arbeitsweise allein gelassen. Die tatsächlichen Unterschiede im Leistungsstand der Schüler erforderten ein Maß an persönlicher Zuwendung, das der Lehrer aus Zeitmangel nicht geben könne. Das gewünschte Miteinander, in dem stärkere Schüler Schwächere unterstützen sollen, gehe einseitig zu Lasten der guten Schüler, pflichtete eine Mutter bei. Die Individualisierung, die jedem Kind eine individuelle Bildung verspreche, sei im dreigliedrigen Schulsystem genauso gegeben. Die stark differenzierte Bildungslandschaft Baden-Württembergs habe jedem Schüler ein persönliches Weiterkommen ermöglicht: „Kein Abschluss ohne Anschluss“. Die Gemeinschaftsschule sei jedoch nicht eine weitere von vielen bestehenden Schularten, sondern solle flächendeckend nach und nach die anderen ablösen. Das sei politisch gewollt und ohne Erfahrungswerte und ohne Bürgerbeteiligung beschlossen worden. Die Landesregierung spreche vom „Zwei-Säulen-Modell“, gemeint seien Gymnasium und Gemeinschaftsschule. Nicht alle Zuhörer ließen sich von den Darstellungen der beiden Referenten beeindrucken. Die Gemeinschaftsschule betreffe hauptsächlich die Haupt- und Werkrealschüler, sagte ein Vater. Gymnasium und Realschule werden größtenteils weiterhin bestehen bleiben, denn unter den 40 Starterschulen in Baden-Württemberg seien nur ein Gymnasium und eine Realschule. Damit sei eine große Heterogenität von vornherein ausgeschlossen und für die Haupt- und Werkrealschule bedeute das Modell eine echte Chance der Aufwertung.
Mit freundlicher Genehmigung von Marianne Lother, BNN Hardt -Redaktion
erschienen in den BNN, Ausgabe vom 28.01.2013