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Bürgeroffene Veranstaltung: Seniorengenossenschaft Riedlingen e.V.
Genossenschaft betreut ältere Mitbürger
Bei einer Veranstaltung der Freien Wähler wird ein Modell aus Riedlingen vorgestellt
Eine Gesellschaft, die zunehmend älter wird und dabei gleichzeitig eine schwindende Kaufkraft ihrer Renten hinnehmen muss, muss sich nach allen Möglichkeiten gegenseitiger und zugleich bezahlbarer Hilfe umsehen. Eine davon ist eine Seniorengenossenschaft. Die Freien Wähler Weingarten haben unter ihrem Vorsitzenden Heinz Schammert zu einer Vortragsveranstaltung mit Diskussion zu diesem Thema eingeladen. Es ging darum, die Möglichkeit und Sinnhaftigkeit der Gründung einer Seniorengenossenschaft für Weingarten auszuloten und zu prüfen. Referent war Josef Martin, Vorsitzender der Seniorengenossenschaft Riedlingen. Es handele sich um eine Selbsthilfeeinrichtung von Bürgern für Bürger. Unabhängig und selbst verwaltet, finanziell eigenständig organisiere sie Hilfe für Ältere und nütze dabei zugleich das Potenzial der Mitglieder. Wichtig sei allerdings, dafür auch jüngere Menschen mit einzubeziehen. Ein bedeutendes Merkmal der Genossenschaftsform sei, dass die Leistungen der Mitglieder untereinander nicht kostenlos, sondern nach festgesetzten Tarifen abgerechnet werden, entweder als Zeitgutschriften auf Zeitkonten oder direkt in Geld. Beispiele nannte Martin aus den beiden Haupthandlungsfeldern der Genossenschaft: Die Betreuung und Versorgung und das Wohnen. Für ersteres habe die Genossenschaft Riedlingen unter den Mitgliedern einen Hilfsdienst für Hilfen jeder Art im Haushalt, auch bei Schneeräumen oder Gartenarbeit und ähnlichem eingerichtet. Eine Stunde koste 8,20 €. Außerdem werden zurzeit täglich rund 100 Essen frisch zubereitet und ausgefahren. Zur Zubereitung werden bestehende Einrichtungen genutzt, die Auslieferung erfolgt durch Mitglieder der Genossenschaft. Schwieriger gestalte sich, so Martin, genügend Wohnraum für barrierefreies Wohnen zu finden. Es gelte, für die älteren Mitglieder der Genossenschaft zentrumsnahen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, damit sie möglichst bis zum Lebensende unter der Betreuung der Genosschaftsmitglieder in ihrer Wohnung bleiben können. Um das zu erreichen, planen die Riedlinger die Gründung einer eigenen Bauträgergesellschaft. Die Gründe für das Riedlinger Erfolgsmodell sah Martin hauptsächlich in dem funktionierenden Teamgeist, der statt eines hierarchischen eher ein Klima des Miteinander fördere sowie das praktizierte Entgeltsystem und eine vorausschauende Personalplanung. Die sich anschließende angeregte Diskussion ließ erkennen, dass für Weingarten ein solches Projekt von großem Interesse sei. Heinz Schammert bot an, als Koordinator einer Projektgruppe zur Verfügung zu stehen.
aus: BNN vom 30.11.2011ml